Ein Wort, das bei manchen Zeitgenossen Unbehagen hervorruft.

„Es muss auch mal Schluss sein“, so hört man sie vielerorts tönen.

Was steckt hinter dem Wort Erinnerungskultur? Erinnerungskultur bezeichnet den Umgang des Einzelnen und der Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte.

Besagte Zeitgenossen wollen nicht an die dunkelsten Jahre in der deutschen Geschichte erinnert werden. Die Zeit in der Millionen Juden umgebracht wurden. Sie wollen nicht ständig an die Schuld Deutschlands erinnert werden. Sie wollen vergessen.

Damit dieses eben nicht geschieht, braucht es eine Erinnerungskultur. Es geht darum Teile der Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und gezielt zu vergegenwärtigen.

Ja, das ist unsere Geschichte! Ja, wir wollen es uns immer wieder vergegenwärtigen und daraus lernen.

Ich muss gestehen, dass ich ein großer Freund der Erinnerungskultur bin.

Vielleicht hänge ich mich da etwas weit aus dem Fenster, aber ich meine, Paulus war es auch.

Wenn wir in seine Briefe schauen, können wir immer wieder davon lesen, wie er auffordert sich zu erinnern. Oft macht er das am Beispiel seiner eigenen Person.

Im Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus ruft es Paulus sich und der Gemeinde in Erinnerung, wer er mal war. Früher habe ich ihn (Jesus) verhöhnt, ich habe Christus und seine Gemeinde mit blindem Hass verfolgt und bekämpft.“ (1. Tim. 1, 13)

Paulus pflegt diese Erinnerungskultur. Warum? Er erinnert an sein Leben, welches er geführt hat, als er Jesus noch nicht seinen Herrn nannte, um an etwas zu erinnern, was noch viel größer als sein Hass und seine Schuld ist.

„Umso reicher habe ich dann die unverdiente Güte des Herrn erfahren. Er hat mir den Glauben und die Liebe geschenkt, wie sie nur in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu finden sind.

Doch gerade deshalb war Gott mir ganz besonders barmherzig. An mir wollte Jesus Christus zeigen, wie groß seine Geduld mit uns Menschen ist. An meinem Beispiel soll jeder erkennen, dass wirklich alle durch den Glauben an Christus ewiges Leben finden können. (Tim. 1, 14 + 16)

Erinnert euch, fordert Paulus. Wir haben einen barmherzigen Gott. Selbst mir gegenüber war er barmherzig. Es gibt keinen Menschen, dem seine Barmherzigkeit nicht gilt.

Philipp Friedrich Hiller hat das auch erfahren und so dichtet er:

Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat's nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.

Es ist so wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern. Das wir es uns im Bewusstsein halten und uns gezielt vergegenwärtigen.

Ja, ich habe einen barmherzigen Gott. Einen Gott, der ein offenes Herz für mich hat.

Und ja, auch an mir sollen die Menschen in meinem Umfeld das erkennen.

Lasst uns, ein jeder ganz persönlich, aber auch als Gemeinde, diese Erinnerungskultur pflegen. Lasst uns nicht müde werden und uns immer wieder an die Barmherzigkeit Gottes erinnern, die einem jeden von uns gilt und die uns befähigt, selber barmherzig zu sein.

Ihr/Euer

Matthias Klöber