Zweifel sind allgegenwärtig.
Im Wesentlichen zweifelt der Mensch an drei Dingen:
 

1. Zweifel an sich selbst

Werde ich das schaffen? Bin ich gut, schön, stark genug?

Selbst Menschen die uns dominant und selbstbewusst erscheinen, verstecken oft hinter ihrem äußeren Auftreten tief sitzende Unsicherheit und Selbstzweifel.

„Ich darf keine Schwäche zeigen! Ich muss das Heft des Handelns in der Hand behalten! Dem anderen werde ich es schon beweisen!“ Hinter diesen Aussagen steckt oft ein mangelndes Selbstwertgefühl.

Was für eine Befreiung, wenn ich mir meiner selbst als ein gewolltes und geliebtes Kind Gottes bewusst werde. Ich bin vollwertig, auch ohne etwas zu leisten.

Sich dessen erbarmen, der an sich selbst zweifelt, heißt, ihm zu bezeugen: „Ich mag dich um deiner selbst willen, nicht wegen dem, was du hast oder leistest.“

In tiefe Selbstzweifel stürtzte so mancher Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft nach der 1:7-Pleite gegen Deutschland im Halbfinale der WM 2014.

Ein Bild beindruckte damals wohl viele. Nach dem Spiel wurde der brasilianische Abwehrspieler Dante von seinen damaligen Teamkollegen des FC Bayern München Schweinsteiger und Müller getröstet.
 

2. Zweifel an anderen

Wieviele sind von anderen enttäuscht, ja verletzt worden, so dass es ihnen schwerfällt, zu vertrauen und das Gute in anderen zu sehen. Dieses Misstrauen kann ein schreckliches Gefängnis sein, in dem man festsitzt.

Wie befreiend ist es hier, mit Gottes Liebe gefüllt zu werden und den anderen mit Gottes Augen zu sehen. Wenn ich Mut bekomme, kleine Schritte auf den anderen zuzugehen.

Sich derer erbarmen, die an anderen zweifeln, heißt, sie auf dem Weg hin zum Anderen zu begleiten und zu ermutigen.

Dieser Weg ist nie einfach und verlangt auch vom Begleitendem viel Geduld.

Aber es lohnt sich, weil es wunderschön zu erleben ist, wenn Beziehungen wieder heil werden.
 

3. Zweifel an Gott

In dem Wort aus dem Judasbrief 22 „Erbarmt euch derer, die zweifeln.“ geht es speziell um Glaubenszweifel.

Glaubenszweifel entstehen im Grunde dann, wenn ich das reale Leben und Glaubensaussagen nicht mehr zusammenbringen kann. „Wenn Gott mich als sein Kind liebt, kann er mich doch nicht so leiden lassen.“

Im Buch Hiob begegnet uns massiv dieser Zweifel. Interessant ist, das Hiob nie an der Existens Gottes zweifelt, wie uns dass bei Menschen begegnet, die noch keine Beziehung zu Gott hatten und oft sagen: „Wenn es einen Gott gäbe, würde er doch das Leid nicht zulassen!“

Hiob zweifelt nicht an Gott an sich, sondern an dem Bild, das er von Gott hat. Ihm ist Gott fremd geworden und er sehnt sich zutiefst danach, das dieses Fremdsein überwunden wird. Hiob 19,27: „Ja, ihn werde ich anschauen; mit eigenen Augen werde ich ihn sehen, aber nicht als Fremden. Danach sehne ich mich von ganzem Herzen!“

Sich derer erbarmen, die an ihrem Glauben zweifeln, heißt zuerst, diesen Zweifel auszuhalten. Zweifel darf sein!

In der Bibelausgabe „Hoffnung für Alle“ heißt es in Judas 22: „Kümmert euch liebevoll um alle, die im Glauben Zweifel haben.“

Möge uns Gott dazu die nötge Kraft, Geduld und eben vor allem Liebe geben.
 
Ihr/Euer
Matthias Klöber